008 Selbstwirksamkeit
Die Überzeugung aus eigener Kraft etwas bewirken zu können
Im Lexikon der Psychologie finden wir für eine weitere Säule der Resilienz, für die Selbstwirksamkeit, folgende Definition:
In der praktischen Auslegen dieses Begriffes fassen wir zwei Aspekte zusammen, die für eine intakte Selbstwirksamkeit bedeutsam sind:
- Selbstbewusstsein und
- Selbstliebe / Selbsfürsorge
Selbstbewusstsein
Sicher kannst du dich an herausfordernde Situationen erinnern, in denen du dich gefragt hast, ob du die Fähigkeiten hast, sie zu meistern. Du hast dir vermutlich die Kernfrage zum Thema Selbstbewusstsein gestellt: Schaffe ich das? Wie positiv oder negativ du hierauf geantwortet hast, wird maßgeblich von deinen bisherigen Erfahrungen (Erfolgen aber auch Misserfolgen) beeinflusst. Aus dem Feedback, das du im Laufe deines Lebens gesammelt hast, nährt sich deine Selbstwirksamkeit: deine Überzeugung, eine schwierige Situation bewältigen zu können. Denke einmal zurück, welche entscheidenden Wendepunkte, du in deinem Leben erlebt hast und welche deiner Fähigkeiten, du in diesen Situationen eingesetzt bzw. erst entwickelt hast. Notiere sie gerne auf ein Blatt Papier oder in dein Resilienzbüchlein.
Die Menschen, die ein gutes Selbstbewusstsein in sich tragen und einen starken Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten nach außen zeigen, haben mehr Ausdauer und Antriebskraft, etwas SELBST in die Hand zu nehmen und somit Probleme und Herausforderungen des Lebens zu bewältigen, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich. Dadurch verringert sich ihre Anfälligkeit für Krankheiten, wie Angst, depressive Störungen oder andere stressbedingte Erkrankungen. Diese selbstbewussten Menschen stehen einfach ganz anders im Leben und erleben dadurch mehr Anerkennung und Bestätigung für ihr Handeln. Sie erlangen dann bei der nächsten zu bewältigenden Herausforderung eine noch größere Selbstwirksamkeitserwartung.
Die Stärke unserer Resilienz ist situationsabhängig
Resilienz wissen wir, ist immer auch situationsabhängig. Nie sind wir in allen Bereichen unseres Lebens gleich resilient = gleich stark = gleich aufgestellt! Das hängt von der jeweiligen Situation ab, in der du dich gerade befindest, ebenso von deiner eigenen Befindlichkeit, ob du z. B. „einen guten Tag“ hast und bisher alles gut geklappt hat oder ob der Tag sich von der anderen Seite zeigt, das heißt dass z. B. auf der Arbeit oder zu Hause etwas nicht so richtig klappt, wie du es dir vorgestellt oder geplant hast und du dadurch sehr unzufrieden bist und sehr im Stress!
Weiterhin ist Resilienz davon abhängig, wie flexibel du in der belastenden Situation bist, d. h. wie groß deine eigene Wirksamkeit ist – sich deine „SELBST-WIRKSAMKEIT“ zeigt.
Selbstbewusstsein fördert die eigene Motivation
Wenn du erlebst, dass dein persönlicher Einsatz, die persönliche Anstrengung sich lohnt, zahlt das auf dein Selbstbewusstsein ein und stärk deine Motivation! Das ist dann ein Erfolg, der in dir, in deinem Gehirn abgespeichert wird und dich in der nächsten herausfordernden Situation unterstützt, auch dranzubleiben, bis du die Aufgabe allein oder mit der Hilfe anderer und Unterstützung geschafft hast.
Hier genau zeigt sich die praktische Seite der Selbstwirksamkeit, die in jedem Menschen ganz unterschiedlich sein kann! Welche Ressourcen hast du in dir und kannst sie auch anwenden, wenn eine belastende Situation, dich aus deiner Mitte, aus deiner Balance, aus deinem Gleichgewicht wirft?
Zeigt sich in dir eine gewisse emotionale Robustheit und nimmst du dein Leben selbst in die Hand oder gehst du eher in eine Opferrolle, sodass du abwartest bis jemand anderes dein Problem für dich löst? Kannst du Flexibilität entwickeln und übernimmst du selbstständig Verantwortung für dich und gehst aktiv in die Problemlösung? Bist du also selbst-wirksam?
Humor stärkt die Selbstwirksamkeit
Deine Selbstwirksamkeit hat natürlich auch mit deiner Sicht auf die Dinge und auf dich selbst zu tun. Kannst du auch die herausfordernden Dinge mit Humor nehmen, über dich selbst auch mal lachen? D.h. das Leben und dich selbst nicht gar so ernst zu nehmen, Herausforderungen des Alltags mit Optimismus und Humor anzunehmen? Kannst du dein Leben tatkräftig selbst in die Hand nehmen, sodass sich deine SELBSTWIRKSAMKEIT – deine RESLILIENZ – im Alltag als Schutz gegen die Widrigkeiten und Schicksalsschläge des Lebens zeigen und dir die Kraft geben, plötzliche körperliche oder psychische Belastungen zu bewältigen, um Entspannung und Regeneration auf den Weg zu bringen?
Yes, we can!
„Der Glaube selbst macht stark!“, schreibt Christine Berndt in ihrem Buch „Resilienz“ und führt Barack Obama als krönendes Beispiel für SELBSTWIRKSAMKEIT an, mit seinem Motto: „Yes we can!“ Sie betitelt im Weiteren dieses Motto als Schlachtruf der Selbstwirksamkeit!
[2] (dtv – 2015 auf S. 78)
Bei diesen ganzen Informationen über Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartungen, Herausforderungen im Leben und ihre Bewältigung – über Resilienz – stellt sich mir die Frage: „Was kannst du für dich sowie der einzelne Mensch für sich selbst tun, um die eigene Widerstandskraft – die Resilienz zu stärken und um die eigene Selbstwirksamkeit aufzubauen bzw. zu erhöhen?“ Ich habe hierzu eine kleine Übung vorbereitet, die ich dir im nächsten Blog vorstellen werde.
Resilienz ist eine Eigenschaft jedes Menschen. In einem Augenblick sind wir resilient – in einem anderen Moment ist es so, als fehle uns diese Eigenschaft. Es ist ein lebenslanges Ringen zwischen dem eigenen Körper und der Umwelt. Nur wenn wir gelernt haben, negative Erfahrungen, Einschränkungen oder Belastungen zu verarbeiten und somit gut aufgestellt sind, adäquat zu handeln und reagieren zu können, dann haben wir die Fähigkeit, das Leben gut zu bewältigen. Zu der Fähigkeit, diese Flexibilität in allen herausfordernden Situationen abzurufen und anzuwenden, tragen die genetische Anlage als auch die Umwelt entscheidend bei!
Resilienz braucht Training
Auch die Fähigkeit, die eigene Resilienz zu erhöhen, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Mit der Resilienz ist es genauso wie mit den Muskeln, wenn wir diese nicht trainieren, geht die Kraft der Muskeln langsam verloren, sie baut immer mehr ab. So ist es auch bei der Resilienz.
In Bezug auf Resilienz und Selbstwirksamkeit ist es also immens wichtig, immer wieder die eigenen Gedanken und Gewohnheiten zu reflektieren – zu überprüfen – regelrecht zu trainieren, um das Gefühl von Stimmigkeit/Kohärenz zu erlangen! Dieses Training hört nie auf!
Hier kommt dann wieder die Selbstwirksamkeit ins Spiel, denn in einer Krise und durch die Erfahrungen daraus, kann die Resilienz wachsen! Denn gerade, wie du eine Krise verarbeitest, entscheidest du selbst – ob du selbst-wirksam wirst oder nicht. Ob du dich entscheidest, diese Krise auszublenden, oder sie nur gerade so überstehst oder aus ihr gestärkt hervorgehst!
Selbstwirksam und dadurch resilient zu sein, bedeutet, die Stolpersteine, die auf deinem Weg liegen, zu überwinden und daraus mit Kraft, Stärke, Lebensfreude und Mut deinen eigenen Weg zu finden und ihn mit Zufriedenheit zu gehen.
Du bist die Regisseurin deines Lebens
Du entscheidest über das Gleichgewicht, die Balance in deinem sich ständig verändernden Leben. Nimm dein Leben selbst in die Hand – sei selbst-wirksam und gestalte dein Leben mit viel Freude, Mut, Liebe und Zuversicht – und nimm die Herausforderungen deines Lebens mit liebevoller Dankbarkeit an!
Alle herausragenden Fähigkeiten nutzen uns am Ende jedoch nichts, wenn wir nicht auch fürsorglich mit uns umgehen. Ertappe ich dich gerade, wenn ich dich frage, wann du dir selbst zuletzt etwas richtig Gutes getan hast? Weißt du, was dir gut tut? Diese Frage ist nämlich die Kernfrage im Thema Selbstliebe.
„Liebe ist ein Geschenk.“ So schreibt die Züricher Psychologin und Paartherapeutin Ulrike Borst. „Im Grunde genommen ist Resilienz die Fähigkeit, förderliche Beziehungen einzugehen und sich Unterstützung bei Personen oder Institutionen zu holen.“, [2] (S. 68)
Ohne Selbstfürsorge keine Selbstwirksamkeit
Häufig geschieht es, dass wir uns hingebungsvoll um das Wohlergehen unserer Mitmenschen kümmern, was selbstverständlich sehr lobenswert ist. Mit der gleichen Fürsorge sollten wir aber auch uns selbst begegnen. Wenn wir immer am Rande der Erschöpfung arbeiten und kaum einen Ausgleich finden, um unsere Akkus auch wieder aufzuladen, ist absehbar, dass wir das nicht auf Dauer durchhalten. Und was nutzen dir dann die feinsten Fähigkeiten, wenn du zu erschöpft bist, sie einzusetzen. Achte auch einmal darauf, wie du mit dir sprichst. Redest du mit dir selbst eher wie mit einer guten Freundin, der man Misserfolge und Marotten ganz selbstverständlich verzeiht? Oder forderst du dich unbarmherzig immer weiter, schneller und höher „zu fliegen“? Selbstliebe ist ein wichtiger Baustein unserer Selbstwirksamkeit.
Selbstwirksamkeit bedeutet: „Ich weiß, ich kann es schaffen!“
Entscheide dich ganz bewusst für deinen Weg, für ein gesundes und glückliches Leben!
Im einem der nächsten Blog-Beiträge werde ich dir eine kleine Geschichte erzählen, die mich schon lange begleitet und mich immer wieder auf mich selbst zurückwirft – im positiven Sinne – mich zur Selbstreflexion bringt, wie ich mein Leben lebe und was ich Gutes für mich und andere tun kann.
Ich hoffe, du bist dann wieder dabei!
eure Roswitha
Buchtipp:
Dr. med. Tatjana Reichart – „Das Prinzip Selbstfürsorge“ – Kösel-Verlag 2020
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