018 Positive Psychologie
Wohlbefinden und Zufriedenheit steigern
Ich löse gleich mein Versprechen ein, und wir starten mit einer kleinen Übung zum Thema Positive Psychologie.
Übung "Dankebesuch"
Das Lesen der Übungsanleitung und die Vorstellung, die Übung durchzuführen, zaubert dir bestimmt schon ein Lächeln ins Gesicht. Es geht in dieser Übung darum, Dankbarkeit zu erleben und sie zu zeigen.
Rufe dir das Gesicht eines Menschen auf, der dir vor einiger Zeit einmal etwas sagte oder dich ermunterte, etwas zu tun, das dein Leben zum Besseren verändert hat. Es sollte jemand sein, der nicht weiß, wie dankbar du dafür gewesen bist. Jetzt holst du das angemessen nach – mit dem „Dankesbesuch“.
Schreibe einen sehr konkreten und maximal eine Seite langen Dankesbrief und rufe die Person an, mit der Bitte, ihr einen Besuch abzustatten. Und nichts verraten! Es macht deutlich mehr Spaß, wenn es eine Überraschung wird. Du überbringst den Brief nicht nur, sondern liest ihn Wort für Wort vor. Beobachte deine Gefühle und bespreche mit der Person Inhalt und Gefühle.
Zugegeben, das klingt ein bisschen nach Mutprobe, aber es macht auf jeden Fall glücklich und steigert das Wohlbefinden. Deins und das des Adressaten.
Womit befasst sich Positive Psychologie?
Und damit sind wir schon mittendrin in der Positiven Psychologie.
Sie befasst sich als junger Zweig der Psychologie „mit wissenschaftlichen Methoden die Bedingungen und Konsequenzen des Wohlbefindens, menschlicher Stärken und positiv gestalteter Institutionen zu untersuchen und Interventionen zu entwickeln und zu evaluieren, die der Förderung einer positiven, individuellen, institutionellen und gesellschaftlichen Entwicklung dienen.*“
Puh, was für ein Satz, aber in ihm steckt kompakt drin, was Positive Psychologie sein will. Nämlich Grundlagenforschung kombiniert mit der Ausarbeitung von Methoden, wie wir unser Wohlbefinden, Glück und unsere Zufriedenheit steigern können – kurz, welche Bedingungen wir für ein gelingendes Leben benötigen, für uns selbst und für die Gesellschaft mit ihren Institutionen – ohne dabei Probleme auszuklammern.
Begründet hat die Positive Psychologie und ihre anwendungsorientierte Forschung der Amerikaner Martin Seligman (* 12. August 1942).
Das lesenswerte Standardwerk von ihm heißt „Wie wir aufblühen – die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens“ (Flourish. A visionary new understanding of happiness an well-being, 2011). Tipp für Leser:innen: Man muss nicht jedes Kapitel gelesen haben, es reicht, die zu lesen, die einem selbst wichtig erscheinen.
Martin Seligman lag sehr am Herzen, die Positive Psychologie als Prinzip auch in die Schulen zu bringen. Und was dem Zweck dient, sich bestmöglich zu entwickeln und aufzublühen, ist eng mit der Resilienz und ihren Säulen, auf denen sie fußt, verbunden. Etwa mit Akzeptanz und Optimismus. Schau dir gern unsere Beiträge und Übungen dazu an.
Apropos Übungen: Sie sollen dir helfen, dein Wohlbefinden zu steigern. Hier gleich die zweite: Es ist die „Was ist gut gelaufen-Übung“ und es geht bei ihr nicht darum, dass es große Dinge sind, die gut gelaufen sind.
Übung „Was ist gut gelaufen“
Es ist ganz einfach: Nimm Dir in den nächsten Wochen vor, jeden Abend drei Dinge aufzuschreiben, die gut gelaufen sind und – wichtig – warum sie gut gelaufen sind.
Beispiel: „Ich bin heute Morgen völlig entspannt im Büro angekommen.“ So viel zum Was und nun zur Antwort auf das Warum: „Weil ich früher als sonst aufgestanden bin und mehr Zeit eingeplant hatte.“ Der Warum-Zusatz ist wichtig, weil so das Positive mit der Ursache verknüpft wird.
Und wenn die Ursache des Gelingens in dir liegt (sie muss es für die Übung nicht!), wird gleich noch die Resilienzsäule Selbstwirksamkeit positiv belegt. Das fördert die positive Grundstimmung und im besten Fall das glücklicher werden. Wobei Glück als kurzer Moment nicht das Thema der Positiven Psychologie ist, sondern das Wohlbefinden, das gelingende Leben, also dauerhaft glücklich zu sein.
Womit arbeitet die Positive Psychologie?
Therapeutisch arbeitet die Positive Psychologie damit, dass es besonders förderlich und besser ist, die Patient:innen mit ihren Stärken in Verbindung zu bringen, als ihre Schwächen zu korrigieren. Etwas, das auch im Coaching sehr effizient eingesetzt wird.
Auch die Hirnforscher unterstützen die Strategie des „Stärken stärken vs. Schwächen schwächen“. Sind dir deine Stärken bewusst? Welche Talente hast du? Was möchtest du davon ausbauen? Fürs Wohlbefinden ist es deutlich förderlicher, sich mit den Stärken zu beschäftigen, als zu versuchen, die Schwächen zu schwächen. Das kannst du ganz einfach ausprobieren: Denke an etwas, dass du gut kannst und für das du sehr gutes Feedback bekommst. Wie fühlt sich das an? Zum selbst auf die Schulter klopfen?
Dann tue es, es zu tun ist ein schöner Gefühls-Booster!
Und nun denke an eine deiner Schwächen. Wie fühlt sich das an? Klar, nicht so gut wie bei den Stärken. Über die Macht positiver Gedanken wird Astrid den nächsten Blog-Beitrag schreiben, da findest du es wieder.
Sei also gnädig mit deinen Schwächen! Die Strategie des „Stärken stärken“ braucht nämlich deine Akzeptanz und Toleranz deiner persönlichen Defizite. Niemand ist perfekt und Fehler machen gehört zum Lernen unbedingt dazu. :-)
Das Fundament der Positiven Psychologie
Kommen wir vor der dritten und letzten Übung für dich noch zu dem Fundament, auf dem die Positive Psychologie uns in unserem Wohlbefinden im Aufblühen sieht.
Ganz vorn stehen die positiven Beziehungen. Man kann mit dem Harvard-Psychologen George Vaillant sagen: „Die größte Stärke eines Menschen ist sein Vermögen, geliebt zu werden.“ („Wie wir aufblühen“, Seite 42). Dem entgegen steht die Einsamkeit als lähmender Zustand. Heißt: Das Eingehen von (positiven) Beziehungen ist eine tragende Säule für das Wohlbefinden! Kommt dir das bekannt vor? Ja, das gehört unbedingt zur Resilienz. Die Säule heißt dort „Netzwerkorientierung“ (siehe auch unseren Blog-Beitrag 017).
Seligman definiert das Wohlbefinden über vier weitere messbare Elemente, einige davon subjektiv, andere objektiv messbar:
Positive Emotions (positive Gefühle, angenehmes Leben)
Engagement (in den Flow kommen mit einer Beschäftigung, ausgefüllt von ihr sein)
Positive Relationships (positive Beziehungen, das Eingehen von positiven Beziehungen)
Meaning (Sinn, sinnvolles Leben)
Accomplishment (Zielerreichung, Selbstwirksamkeit erleben, Selbstvertrauen gewinnen für ein erfolgreiches Leben)
Die gefetteten Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen der Elemente ergeben das Kurzwort PERMA, als Wortspiel auch deutend im Sinn von dauerhaft.
Abschlussübung
Zum Abschluss noch eine Übung, die klein ist, es in der Wirkung aber in sich hat: Wenn du morgen zur Arbeit gehst, lasse dir eine völlig unerwartete Freundlichkeit einfallen und achte dann darauf, was mit deiner Stimmung passiert.
Beispiel: Kaufe beim Bäcker süße Kleinigkeiten und verteile sie an deine Kolleg:innen.
Tataa, schon hast du für Übung 2 auch schon eine Antwort auf die drei „Was ist gut gelaufen heute – und warum?“-Fragen am Abend.
Alles Liebe und Gute für dein Wohlbefinden
wünscht dir Thomas
* Prof. Dr. Michael Eid aus dem Geleitwort zum Buch, Seite 9: Flourish. A visionary new understanding of happiness an well-being, 2011
# Blog 018 Positive Psychologie
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