019 Macht der Gedanken

Gedanken steuern unser Handeln und Sein

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu deinen Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden zu deinem Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal.
Achte auf dein Schicksal, indem du jetzt auf deine Gedanken achtest.

Schriftsteller Charles Read (1814-1884)

 

Dieser sinnige Vers beschreibt sehr schön, warum es für uns hilfreich ist, uns immer wieder zu verdeutlichen, welches Gedankenkonstrukt uns gerade steuert. Aus der Psychologie ist der Zusammenhang zwischen Gedanken – Gefühlen – Verhalten bekannt. In deinem Alltag wirst du viele Beispiele hierfür finden. Du denkst an etwas Schönes, es stellt sich gute Laune ein, und die Reaktion könnte sein, dass du Lust bekommst, Dinge zu unternehmen. Denkst du dagegen an Unangenehmes, besteht die Gefahr, dass du missmutig wirst und dich eher zurückziehst.

Gedankenspirale

Gedanken, Gefühle und Verhalten sind also eng miteinander verknüpft. Das geht häufig so weit, dass sich über diese Spirale auch Körpersignale zeigen. Manchmal für uns überraschend und nicht eindeutig zuzuordnen. Wir verdrängen gerne, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden – aber wer kennt sie nicht, die verspannten Kiefer- und Nackenmuskeln, wenn wir in einer stressigen Phase sind und uns „verspannen“ oder „angespannt sind“ und das körperlich auch deutlich spüren.

Diese Erkenntnis lässt sich aber durchaus auch positiv belegen und nutzen. Thomas ist hierauf in seinem Beitrag zur positiven Psychologie bereits eingegangen. Die Forschung belegt, dass positive Denkmuster zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit beitragen. Schau’ nur mal auf deine Körperhaltung, wenn du positiv gestimmt bist: Der Kopf ist aufgerichtet, die Schultern sind gerade, der Blick geht gerade aus, der Atem kann ruhig fließen ...

Tänzerin

Unsere Gedanken verändern unsere Gene!

Verändern wir unsere Gedanken, hat das Einfluss auf unser Verhalten und – jetzt wird es ganz spannend, auch auf unsere Gene! Denn mit der Veränderung unseres Verhaltens greifen wir in die biochemischen Abläufe in unserem Körper ein. Epigenetische Forschungen haben gezeigt, dass unsere Genkonstellation nicht für alle Zeit festgefügt ist, sondern flexibel und in hohem Maße abhängig von unserem Umfeld und unserer Lebensweise – und eben auch von unseren positiven und negativen Gedanken. (s. auch unseren Blogbeitrag Nr. 005)

Ist das nicht wunderbar? Das bedeutet ja, dass wir unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert sind und eine „negative genetische Veranlagung“ nicht zwingend die Regie in unserem Leben übernehmen muss. Es gibt einen Korridor zwischen biologischen und sozialen Bedingungen den wir nutzen können, indem wir auf die stimmige Balance von Körper, Geist und Seele achten. In unseren Gedanken schwingt also viel mehr Heilkraft mit als es uns bewusst ist.

Anwendung von Placebo – die Macht der Gedanken nutzen

Ein Bereich, in dem die Heilkraft der Gedanken auch in der klassischen Medizin Einzug gehalten hat, liegt z. B. in dem Forschungsgebiet der Placebo „Medizin“.

Tabletten Placebo

So konnte beispielsweise in einer Placebo-Studie der University of Michigan nachgewiesen werden, „dass durch die Einnahme von Placebos im Gehirn Chemikalien aktiviert werden, die Schmerzen lindern. Es laufen hierbei infolge immaterieller geistiger Anstöße, zielgerichtete ‚materielle’ messbare Prozesse ab.“

Probanden, die offene Placebos eingenommen haben, hatten in Studien weniger Schmerzempfinden. Auch auf die Dosierung von Medikamenten hat unser Glaube Auswirkungen; informiert der Arzt seinen Patienten, dass er ein Schmerzmittel verabreicht, kann er die Dosis um 1/3 geringer ansetzen, als wenn er dem Patienten nichts über den Nutzen des Medikamentes sagt. Studien von Prof. Dr. med. Ulrike Bingel, die in Deutschland zu dem Thema Placebo forscht, haben ergeben, dass bis zur Hälfte der schmerzlindernden Wirkung von Medikamenten auf den Placebo Effekt zurückgehen und nicht auf den eigentlichen Wirkstoff des Präparates.

Es ist tatsächlich so, dass Dinge anders im Gehirn ablaufen, wenn wir die entsprechende Haltung und Erwartung mitbringen. So kann die Erwartung auf Schmerzlinderung z. B. unsere körpereigenen Opiate freisetzen.

Nocebo Effekt

Das Ganze wirkt natürlich auch umgekehrt. Schlechte Voraussagen können den Erfolg von Therapien negativ beeinflussen. Nocebo kann beispielsweise die Wirkung von Tabletten abschwächen oder so weit herunterregulieren, dass keine Wirkung eintritt. Die Art und Weise, in der ein Arzt mit dem Patienten spricht, hat maßgeblichen Einfluss auf die Therapie – die Qualität und Quantität verändert die Erwartung des Patienten an die medizinische Intervention. Wie unterschiedlich wird wohl die Erwartungshaltung eines Patienten sein, wenn der Arzt das Medikament mit dem Hinweis übergibt: „Wir probieren mal dieses Medikament aus und sehen dann mal, ob das wirkt ...“ oder „Ich verschreibe Ihnen dieses Präparat, mit dem ich bereits gute Erfolge erzielt habe. Das wird Ihnen sicher helfen.“

(Anmerkung: Die neue Ausbildungsverordnung für medizinische Berufe wird - auch aufgrund dieser Erkenntnisse - künftig dem Bereich der „Kommunikation mit Patienten“ eine viel größere Bedeutung einräumen ;-) )

Doctor

Das ist ein Beispiel aus dem medizinischen Bereich, aber durchaus übertragbar auf viele Situationen in unserem Leben. Überlege doch einmal, wie du Sprache in deinem Alltag einsetzt – in Form von Gedanken und Selbstgesprächen – und auch in deiner direkten Kommunikation mit deinen Kollegen, Freunden, Familie ... Wie oft sagst du z. B.: Ich muss, du sollst, ich glaube nicht daran ... Wie machst du dir und deinen Mitmenschen Mut – bist du überzeugend oder eher zögerlich? Na, ertappt?

Und dann ist da natürlich noch das Gedankenkarussell in unserem Kopf, aus dem wir manchmal einfach keinen Ausstieg finden.

Die Macht der Gedanken ist real, und du wirst jetzt vermutlich sagen:  „Schön und gut, wenn das so ist, sollte ich mit meinen Gedanken arbeiten. Was kann ich tun, z.B. wenn mein Gehirn sich in Endlos-Gedankenschleifen verstrickt?“

Übung: Glaube nicht alles, was du denkst!

In der Achtsamkeitspraxis hat es sich bewährt, Gedanken nicht zu verbieten, denn das funktioniert nicht. Sicher hast du schon einmal versucht, Gedanken „abzustellen“ und vermutlich ist es dir nicht gelungen? Es geht also darum, dass du eine andere Position zu deinen Gedanken einnimmst, sie nicht zu verbieten oder dich für deine Gedanken zu verurteilen.

Versuche einmal, deine Gedanken freundlich zu beobachten; der Fluss der Gedanken zieht durch dich hindurch, aber du musst nicht einsteigen und dich mitschwemmen lassen. Beobachte deine Gedanken neugierig, und denke daran: Wir müssen nicht alles glauben, was wir denken. Mit ein wenig Übung wird es dir gelingen eine andere Perspektive zu deinen Gedanken einzunehmen – und Abstand zu gewinnen. Es wird ruhiger, und aus diesem Blickwinkel, kannst du bewusster entscheiden, welchen Gedanken du tatsächlich folgen möchtest. (Lies gern dazu noch einmal die Geschichte von dem alten Indianer und seinem Enkel im Blogartikel Nr. 008).

Fluss

Die Brücke zu unseren Resilienzsäulen

Gerade in schwierigen Zeiten gehen wir häufig blind nach einem erlernten Muster vor und merken oft gar nicht, welchen Gedankengängen wir folgen. Wir handeln automatisch oder erleben das beschriebene Gedankenkarussell, das uns nicht zur Ruhe kommen lässt und bewusste Entscheidungen torpediert.

Bist du dir bewusst, welche Gedanken dich leiten?  Hier nur ein paar Impulse ...

  • Glaubst du an dich und deine Fähigkeiten?
  • Neigst du dazu, das Glas halb leer oder halb voll zu sehen?
  • Übernimmst du Verantwortung oder glaubst du machtlos zu sein?
  • Akzeptierst du Unveränderliches oder rebellieren deine Gedanken immer weiter?
  • Glaubst du daran, deine Zukunft gestalten zu können?
  • Glaubst du daran, Probleme lösen zu können?
  • Glaubst du, alles alleine schaffen zu müssen, oder erlaubst du dir um Hilfe zu bitten?
  • ...

Was denkst du?

Wir möchten dich mit diesem Blogbeitrag sensibilisieren und motivieren, auf eine Erkundungsreise zu gehen und deine Gedanken, aber auch deine Körperhaltung in Zusammenhang mit bestimmten Gedanken, zu beobachten. Achte in den nächsten 2 Wochen doch einmal darauf, was du in bestimmten Situationen denkst – welche Gedanken dich positiv und welche dich eher negativ beeinflussen – welche Gefühle und welche Körperreaktionen damit verbunden sind. Notiere dir gerne Stichworte hierzu.

nachdenklicher Mann

Je klarer wir uns bewusst machen können, welche Gedanken uns beschäftigen und antreiben, desto zielgerichteter können wir mit ihnen arbeiten und gewünschte Veränderungen auf den Weg bringen. Eine kleine Anregung, wie du mit deinen Gedanken experimentieren kannst, hast du bereits mit der Übung „Glaube nicht alles was du denkst“ bekommen; weitere Impulse werden im nächsten Blogbeitrag folgen.

Sei wieder mit dabei, und nutze gerne die Möglichkeit, über das Kontaktformular mit uns in Verbindung zu treten, wenn du Fragen oder Anregungen hast.

Ich freue mich auf eure Gedanken ;-)
Eure Astrid

 

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