024 Humor als Ressource

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, meinte der vielseitig talentierte Autor und Journalist Julius Otto Bierbaum (†1910) und prägte damit den bis heute berühmt gewordenen Spruch. Und der galt ganz sicher auch für sein eigenes Leben, das nicht frei von Krisen und Krankheiten war.

Wir alle kennen die Aussagen „Das ist eine ernste Sache!“ oder „Da vergeht einem ja das Lachen“ und bestimmt auch die Zuschreibung für unlustige Menschen „Der geht zum Lachen in den Keller!“. Dahinter steckt die Gleichung „Krisen = ernste Lage = Humor gehört nicht dahin“. Dabei erleben wir doch immer wieder, wie gut es tut, wenn ein Lachen befreiende Wirkung erzielt. „Das kann man auch mit Humor nehmen!“, sagen wir gern, wenn wir trotz ernster Lage gelassen bleiben wollen, um aus einer Klemme wieder herauszukommen.

Lachen ist gesund!

Wir gestalten unser Leben und haben es selbst in der Hand, ob wir in Krisen den Kopf in den Sand stecken oder das Beste aus allem machen, ohne alles nur schönzureden. Und wir wissen, dass weniger das Nachdenken, das Kognitive, sondern viel mehr die Emotionen und Gefühle Schlüssel für unsere Widerstandskraft sind. Humor ist eine Charaktereigenschaft und Bewältigungsstrategie, die uns ein gutes Gefühl gibt, eine innere Distanz zum Problem schafft und uns auch Möglichkeiten eröffnet, neue Blickwinkel für Lösungsstrategien zu eröffnen.

Im Coaching habe ich mit Humor oder überraschenden, lustig-herausfordernden Fragen schon einige als festgefahren erlebte Zustände bei meinen Klient:innen auflösen können.

Humor ist ein wertvolles Tool und sorgt dabei meist für einen hilfreichen Perspektivwechsel.

Darüber hinaus wird „Lachen“ auch als internes Joggen bezeichnet, denn mit dem Lachvorgang werden zahlreiche wohltuende Reaktionen in unserem Körper angestoßen:

• du aktivierst 17 Gesichtsmuskeln und weitere 80 (!) im Körper
• das gesamte Herz- Kreislauf-System wird angesprochen
• unser Atemvolumen wird gesteigert
• unsere Blutgefäße weiten sich und unser Blutdruck steigt kurzzeitig an, wodurch das Herz besser mit Sauerstoff versorgt wird
• der Hormonhaushalt wird günstig beeinflusst: Adrenalin- und Cortisolspiegel sinken und es werden Serotonin und Endorphin ausgeschüttet. Stresshormone werden reduziert und Glückhormone aktiviert

Eines steht also, Resilienz hin oder her, fest: Lachen ist gesund, befreit und ist gut fürs Wohlbefinden! Und wenn du genau hinschaust, hat Humor auch Bezüge zu den 7 Säulen der Resilienz.

Humor und Resilienz

Humor ist die Fähigkeit, Unangenehmes und Schwierigkeiten gelassen und heiter zu betrachten.

Bedeutung wird gegeben. Das hast du an anderer Stelle schon gelesen. Gemeint ist, dass du frei darin bist, dich von negativen Gefühlen nicht beherrschen zu lassen, sondern zu lösen und optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Im Zweifel auch über dich selbst zu lachen. Dabei geht es darum, positive Gefühle entstehen zu lassen. Diese positiven Gefühle erweitern das Blickfeld und eröffnen im besten Fall neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten und stärken uns in der Krise. Was erzeugt in dir diese positiven Gefühle? Hast du ernste Situationen erlebt, die sich mit Humor verändern ließen?

Ein alltagstaugliches Mittel ist die Überzeichnung von Situationen, ähnlich der Schneeball-Komödien, in dem das Unheil erst mal harmlos beginnt und dann das Chaos immer mehr ins Rollen kommt, bis am Ende kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Kannst du darüber lachen? Hast du eine eigene Situation schon mal gedanklich so ins Chaos eskalieren lassen, dass es am Ende nur noch lustig war? Hat dir dein Humor eventuell geholfen, anders auf das Geschehen zu schauen, als es nur als schlimm zu erleben?

Allein ist so etwas immer schwerer herzustellen, als wenn man einen Menschen an seiner Seite hat, mit dem man ein „Humor-Sparring“ machen kann. Wer könnte dieser Mensch für dich sein? Was würde ein Comedian von außen dazu sagen? Z. B. Paul Panzer, der sich in seinen Auftritten mit Krisen und Katastrophen beschäftigt (zu sehen und hören auf YouTube).

Zurück zum Humor als Ressource, als Grundhaltung, um eine Krisensituation zu entschärfen und zu neuen Lösungsansätzen zu kommen, zum Humor als Bewältigungsstrategie. Sein großer Nutzen: Humor erzeugt innere Distanz zum Problem und das ist wichtig, um aus einer „Opferrolle“ herauszukommen und Selbstwirksamkeit zu erleben, also das Geschehen zu lenken.

Achtung! Perfektionisten haben es da nicht leicht. Ihnen fehlt oft die Gelassenheit, Fehler zu akzeptieren und sich selbst zu relativieren. Aber auch sie können lernen, Humor als Ressource für ihr Leben zu entdecken und zu nutzen. Und noch etwas: Humor hat auch eine Funktion als Sozialkompetenz. Er erleichtert es uns, auf andere Menschen zuzugehen (siehe Resilienz-Säule Netzwerkorientierung, Blog 017).

Bin ich lustig? Egal: lachen, lachen, lachen!

Humor oder Heiterkeit ist trainierbar, und wie sollte es auch anders sein: Es gibt viele Ratgeber dazu. Manches darin lässt einen ratlos zurück, aber einige Tipps sind doch hilfreich: Versuche doch einmal, auch wenn es nur für einen Moment ist, das Problem auszublenden und wende den Blick auf die heiteren Aspekte, auch wenn es nicht leichtfällt. Lerne dich und deinen Humor besser kennen, um noch sensibler zu werden für Situationen, die einen gewissen Witz haben. Und den kann es durchaus auch in Krisenzeiten geben.

Ein gutes Beispiel sind hier die Klinikclowns, die die positiven Effekte des Humors in einem liebevollen Kontext mit Wertschätzung und Respekt nutzen. Sie setzen ihn gezielt im Heilungsprozess ein, um Ängste abzubauen und die Genesung zu fördern. Im Moment des Lachens gibt es einen kurzen Augenblick der Freiheit - es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunftspläne; das macht diesen Vorgang so wunderbar.

Beobachte auch Kinder, sie lachen sehr viel mehr als wir Erwachsene („Wir werden in Grund und Boden gelacht“, Herbert Grönemeyer in „Kinder an die Macht“).

Und wenn gar nichts hilft, dann auf jeden Fall das: Lach-Yoga. Lach-Yoga ist angeleitetes Lachen ohne äußeren Anlass, meist in der Gruppe, und ist ebenso gesund wie leicht zu erlernen und einfach lustig. Entstanden ist Lach-Yoga 1995 in Indien. Der Yoga-Aspekt liegt in der tiefen Atmung, die den Körper optimal mit Sauerstoff versorgt und alle oben beschriebenen positiven körperlichen Reaktionen ankurbelt. Es macht glücklich und sorgt für mehr psychische Ausgeglichenheit, ähnlich dem Singen. Einfach mal ausprobieren. Das Beste: Lachen ist ansteckend! „Nichts in der Welt wirkt so ansteckend, wie Lachen und gute Laune“ (Charles Dickens)

Sorge also dafür, dass du dich möglichst häufig in deinem Leben gut fühlst und guter Stimmung bist. Umso besser bist du kritischen Situationen gewachsen. Hier ein paar Reflexionsfragen:

• Was kannst du dazu beitragen, damit noch mehr Humor Einzug in dein Leben hält?
• Wie gut kannst du über dich selbst lachen? Worüber genau?
• Wann hast du zuletzt gelacht?
• Mit wem kannst du besonders gut lachen?
• Worüber kannst du im Alltag lachen?

Fürs weitere Selbststudium folgen hier zwei Buchtipps, einer aus der Wissenschaft: Sabine Gierlich „Humor als Ressource. Eine soziale Kompetenz, die Resilienz fördert?“ Akademiker Verlag sowie einer aus dem Infotainment: Vera Birkenbihl „Humor. An ihrem Lachen soll man Sie erkennen“ Taschenbuch, MVG Verlag. Vera Birkenbihl ist auch als Speaker auf YouTube zu finden.

Für dich in der Zusammenfassung ein paar Schlaglichter auf Humor in Verbindung zur Resilienz:

• Humor ist ein Schlüssel zu innerer Gelassenheit (heitere Gelassenheit)
• Humor schützt uns in Stresssituationen
• Humor hilft uns, Belastendes besser zu ertragen
• Humor fördert Optimismus (und Optimismus den Humor)
• Humor stärkt die Selbstwirksamkeit
• Humor lässt uns flexibler mit den Anforderungen des Lebens umgehen

Widmen wir also dem Humor mehr Aufmerksamkeit in unserem Alltag, denn „Humor ist kein isoliertes Tun, sondern in die Lebenskunst eingebunden und insofern Ausdruck einer Lebenseinstellung.“ (Thomas Holtbernd, *1959, Theologe, Psychologe und Humorforscher). Erlaube dir zu lachen, auch wenn eine Situation, die dich betrifft, eigentlich nicht lustig ist. Und wenn du diese Ressource nutzt, meint es nicht, dass du der Situation nicht den gebührenden Respekt zollst. Du weißt ja: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Versuch’s mal mit diesem Witz: „Wieso können Deutsche kein Schach spielen? Weil ihre Züge zu spät kommen.“

Viel Spaß am und im Leben wünscht dir Thomas

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# Blog 24 Humor als Ressource

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